Leserbrief von Christina Kruse im Personalmagazin erschienen

Schluss mit dem „Berater-Bashing“!, Personalmagazin, Editorial Heft 09/2009

Berater haben es schwer. In Online-Foren werden sie nicht gern gesehen, auf Veranstaltungen und in Netzwerken ist ihre Zahl kontingentiert, in Witzen werden sie auf’s Korn genommen. Unter Beschuss steht diese Spezies auch im Streit um den in diesem Magazin erstmals präsentierten Human-Potential-Index (HPI). Die Kritiker dieses Rating-Tools, das ein vom Bundesarbeitsministerium koordinierter Impulskreis im Markt etablieren will, werfen der Initiative unter anderem vor, sie bediene die Umsatzinteressen der Beraterzunft.

Das alles macht mich stutzig. Ich frage mich: Und wenn Berater mit einem Rating-Tool Geld verdienen, was ist so schlimm daran? Warum beklagen jene, die sich als Business-Partner verstehen, dass andere Leute – darunter viele Ex-Personaler aus Betrieben – mit Konzepten und Instrumenten der Personalarbeit ein Business bestreiten? Warum echauffiert es Universitätsprofessoren, von denen viele nebenher einer Beratertätigkeit nachgehen, wenn andere genau darin ihren Geschäftszweck sehen? Ist es anstößig, mit Beratung sein Geld zu verdienen? Ich meine: Das „Berater-Bashing” muss ein Ende haben. Der Berufsstand ist ein wichtiger Mittler zwischen Theorie und Praxis. Er hat brillante Köpfe hervorgebracht, von denen wir zehn in diesem Heft porträtieren. Nicht selten steckt hinter einem preisgekrönten Innovationsprojekt ein Stab ausgefuchster Consultants. Wenn es brennt, hat man sie gern an seiner Seite. Und von der Art, wie Berater sich (gut oder schlecht) „verkaufen”, können betriebliche HR-Consultants und Business-Partner immer noch lernen. Sie müssten dazu allerdings vom hohen Ross steigen.
Randolf Jessl, Chefredakteur

Leserbrief dazu Christina Kruse, Geschäftsführerin conpega leadership consulting gmbh hamburg: erschienen Personalmagazin 10/2009

Sehr geehrter Herr Jessl,
ich habe mich sehr über Ihren Artikel „ Schluss mit dem – Berater-Bashing -!“ gefreut. Als Personalberaterin und ehemaliger Leiterin eines Personalreferats, sprechen Sie mir wirklich aus der Seele. Ich habe den Schritt in die Beratung zu gehen ganz bewusst vor Jahren gewählt, doch ich bin immer noch überrascht, wie man manchmal als Berater behandelt wird. Das Zukunftsforum Personal letzte Woche in München hat wieder gezeigt, dass gute Personalarbeit viele Fassetten hat und es sehr wichtige Betätigungsfelder für die Personaler gibt, die nicht durch Berater abgedeckt werden können und sollten. Aber es gibt auch eine Menge Aufgaben für gute Berater. Denn nur ein gutes, informiertes und kreatives Team kann den Herausforderungen der Zukunft gewachsen sein. Ich werde die Hoffnung nicht aufgeben, dass meine Zunft irgendwann doch bei Organisationen wie der Selbst GmbH als gleichberechtigter Partner auftreten darf. Bis dahin werde ich mir die Kunden suchen, die gerne mit mir arbeiten und mich als Entlastung und Unterstützung Ihrer Arbeit betrachten. Zusätzlich brauchen natürlich auch die Berater aktuelles Wissen, exzellente Prozesse und ein persönliches Standing. Und wir Berater dürfen auch nicht vergessen, dass wir nur als externer Business-Partner gesehen werden, wenn wir Probleme lösen und unsere Kunden mit Respekt behandeln.
Vielen Dank, dass Sie diese Diskussion anregen.
Mit freundlichen Grüßen
Christina Kruse

1.9.2009 Christina Kruse

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